Kinder


Unter einer Sprachentwicklungsstörung oder Sprachentwicklungsverzögerung werden viele einzelne Teilleistungsstörungen verstanden (siehe auch Late Talker, phonetisch-phonologische Störungen, Dysgrammatismus, Wortschatzdefizite).


Verzögerter Sprechbeginn (Late Talker)

Bei einer regelhaften Sprachentwicklung produzieren Kinder mit ca. 12 Monaten ihre ersten Worte. Der Wortschatz erweitert sich zunächst langsam, bis im Alter von ca. 2 Jahren der „Wortschatzspurt“ einsetzt. Kinder erlernen in dieser Phase bis zu fünf neue Wörter pro Woche, sodass sich der Wortschatz rasant erweitert. Beginnt das Kind erst deutlich später zu sprechen oder der Wortschatz wächst nicht wie erwartet, so spricht man von einem Late Talker.


Aussprachestörungen (phonetisch-phonologische Störungen)

Ersetzungen und Auslassungen von Lauten sind in der kindlichen Sprachentwicklung grundsätzlich normal. Dennoch kann eine logopädische Therapie notwendig werden. Es muss genau betrachtet werden, in welchem Alter welche lautlichen Veränderungen auftreten.


Störungen im Grammatikerwerb (Dysgrammatismus)

Artikel werden verwechselt, Satzteile verdreht oder andere grammatikalische Feinheiten nicht korrekt realisiert – dies sind Merkmale, die unter dem Begriff Dysgrammatismus zusammengefasst werden. Jedoch muss unterschieden werden, ob ein Kind ein- oder mehrsprachig aufwächst. Nicht jedes Defizit stellt gleich einen Grund für eine Therapie dar.


Wortschatzdefizite

Wortschatzschwierigkeiten können sich sowohl im Sprachverständnis (passiver Wortschatz) als auch in der Sprachproduktion (aktiver Wortschatz) zeigen. Betroffene Kinder nutzen nur wenige Wörter oder vertauschen Bedeutungen.


Myofunktionelle Störungen

Der Begriff „myofunktionelle Störung“ beschreibt ein muskuläres Ungleichgewicht im Mund- und Gesichtsbereich, welches das funktionelle Zusammenspiel der Muskulatur einschränkt. Eine schwache Lippen- oder Zungenmuskulatur, die Aneignung eines falschen Schluckmusters (teils einhergehend mit Zahnfehlstellungen wie einem offenen Biss) oder ein fehlender Mundschluss können die Folge sein.


Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS)

Das Störungsbild einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen ist sehr komplex. Für die Diagnose ist daher eine ausführliche Differenzialdiagnostik notwendig. Kinder mit einer AVWS haben u.a. Schwierigkeiten, ähnlich klingende Laute zu unterscheiden oder Wörter in lauter Umgebung zu verstehen, obwohl keine Hörminderung vorliegt. Oftmals bleibt jedoch eine AVWS bis zum Schuleintritt unbemerkt. Erst beim Lese-Schreib-Erwerb wird die Problematik deutlich: Buchstaben werden vertauscht oder die Kinder können dem Schulgeschehen trotz ausreichender Konzentration und ausreichendem Sprachverständnis nicht folgen.


Kindliche Stimmstörungen

Eine Stimmstörung äußert sich unter anderem durch länger andauernde Heiserkeit, eine raue Stimme, Stimmermüdung bis zum vollständigen Stimmverlust oder Schmerzen/Kratzen im Hals.


Redeflussstörungen (Stottern, Poltern)

Wenn beim Sprechen Wörter „stecken bleiben“, sich Wortteile wiederholen oder langgezogen werden, dann wird dies als Stottern bezeichnet. Poltern hingegen zeichnet sich durch ein erhöhtes oder variierendes Sprechtempo und das Verschmelzen von Wörtern aus.


Unterstützung des Lese-Schreib-Erwerbs (u.A. Erarbeitung entsprechender Vorläuferfähigkeiten)

Reimen, Silben segmentieren, Laute identifizieren, Laute unterscheiden, Laute zu Buchstaben zuordnen und umgekehrt – beim Lese-Schreib-Erwerb müssen Kinder viele Fähigkeiten erlernen oder bereits vor dem Beginn erworben haben. Gelingt dies nicht, wird es dem Kind schwer fallen, sicher Lesen und Schreiben zu lernen.


Sonstige Behinderungen oder Erkrankungen, die sich auf die Sprache, das Sprechen, die Stimme oder das Hören auswirken

Dies können Behinderungen, Fehlbildungen oder organische Veränderungen sein, die dem Kind die normale Sprachentwicklung erschweren.